Rund 35 Jahre war Wiardus Straatmann Pastor in der Kirchengemeinde Bassum. Im Rahmen eines Festgottesdienstes wurde er jetzt durch Superintendent Dr. Jörn-Michael Schröder von seinen Aufgaben entpflichtet und in den Ruhestand verabschiedet. Im Anschluss hatte der Kirchenvorstand einen Empfang organisiert. Bei schönem Wetter fand dieser vor dem Gemeindehaus statt.
„Gehen Sie nicht so schnell wieder!“ Das hat er am Anfang oft gehört. Und hat es befolgt. Über 35 Jahre lang war Wiardus Straatmann Pastor in Bassum. Aus gesundheitlichen Gründen ist er jetzt in den vorzeitigen Ruhestand gegangen. Als er am 16. August 1987 als Pastor auf Probe in unsere Gemeinde kam, hätte er es sich niemals vorstellen können bis zum Ruhestand zu bleiben. „Ich hatte anfangs große Zweifel an meiner Eignung als Pastor. Außerdem fand ich Bassum damals hässlich. Es gab noch zwei Bundesstraßen die quer durch den Ort führten. Wie schön Bassum eigentlich ist, habe ich später gemerkt. Durch unsere Kinder, sie haben uns hier verankert“, sagt Straatmann. Auf die Frage was er in seiner Dienstzeit am liebsten gemacht hat, hat er eine ganz klare Antwort. „Gottesdienste, den Frauenkreis und die verschiedenen Angebote mit Kindern.“ Was viele nicht wissen: Die Idee des heute erfolgreich laufenden Mütter-Kinder-Zentrums entstand damals im Wohnzimmer seines Pfarrhauses. Für Wiardus Straatmann ist der Bassumer gesegnet. „Es gibt so viele Schätze hier. Das wundervolle Ensemble von Stift und Stiftskirche, die Freudenburg, die zahlreichen Dörfer die das Leben hier prägen und das große Angebot an Vereinen.“ Natürlich hat Wiardus Straatmann in den über drei Jahrzehnten seines Dienstes viele Veränderungen erlebt. Früher gab zum Beispiel große Konfi-Gruppen mit 35 bis 40 Jugendlichen. In der Region gab es mal sechs Pfarrstellen, heute sind es nur noch drei. Die letzte Diakonin ist vor zehn Jahren in den Ruhestand gegangen. Natürlich ist die Gemeinde von den Mitgliederzahlen auch geschrumpft. „Die Kirche muss sich endlich bewegen, dass wir wieder mehr theologischen Nachwuchs bekommen. Das Studium müsste drastisch verändert werden und nicht länger als fünf Jahre dauern. Für mich ist Pastor immer noch ein schöner Beruf.“ Bassum ist für den Geistlichen eine Gemeinde und ein Ort in dem man lange bleiben kann. „In der Kirchengemeinde gibt es ein gut funktionierendes Team von Haupt- und Ehrenamtlichen. Hier ist vieles möglich“, so Straatmann. Wenn er an die vergangenen 35 Jahre zurückdenkt, dann ist er froh, dass seine Ehefrau Bettina in der ganzen Dienstzeit an seiner Seite geblieben ist. Den Pfarrberuf und die Familie zu vereinbaren war oft nicht leicht. Trotzdem sind ihm die vielen schönen Familienfeiern im Pfarrhaus und Pfarrgarten in Erinnerung. Froh ist Wiardus Straatmann über die vielen Erlebnisse und Begegnungen in Bassum. „Ich bin froh hier in Bassum geblieben zu sein“, sagt er zusammenfassend. Ob er in seinem Ruhestand nochmal irgendwo predigen wird, kann Wiardus Straatmann noch nicht sagen. „Meinen Talar habe ich von meiner Tante Eti geschenkt bekommen, den werde ich nicht wegwerfen“, sagt er.
Im Ruhestand werden Wiardus und Bettina Straatmann in Schorlingborstel wohnen. Nicht mit umziehen werden allerdings zwei Bücherschränke mit Kruzifix und ein passender Schreibtisch des pommerschen Bildschnitzers Max Uecker. Sie waren für seinen Großvater zu Beginn seiner Pastorenzeit in Hoyerhagen gefertigt worden und sind dann über seinen Patenonkel, Pastor Johannes Janssen aus Heiligenloh, in sein Arbeitszimmer nach Bassum gekommen. Die Möbel gehen jetzt in das Museum am Steintor in Anklam. Anklam ist die Geburtsstadt von Max Uecker.
Um Zukunft geht es derzeit viel in kirchlichen Debatten, und auch die Bibel steckt voller Geschichten von Aufbrüchen. Die Dreifaltigkeitsgemeinde in Neubruchhausen feierte jetzt das Jubiläum eines solchen Aufbruches. Die 1972 neu erbaute Kirche ersetzte eine alte Fachwerkkapelle aus dem frühen 17. Jahrhundert. Eine Sanierung erwies sich seinerzeit als nicht praktikabel. Entsprechend groß waren Enttäuschung und Distanz gegenüber dem Neubau. Der ist jetzt ein halbes Jahrhundert alt. Über Bilder von Kirche, offene Räume und das Aushalten von Spannungen sprach Regionalbischof Friedrich Selter in seiner Predigt.
„Die Geschichte kennen die meisten von Ihnen besser als ich“, so der Regionalbischof. Mit dem Abriss der alten Kapelle seien Gefühle der Trauer und Empörung für viele verbunden gewesen, vielleicht noch bis heute. Weil Menschen über 350 Jahre, etwa 12 Generationen lang mit der Kapelle Erinnerungen und Emotionen verbunden haben. „Weil dort gebetet und gesungen worden war, Kinder getauft, Jugendliche konfirmiert, Ehen geschlossen und Trauerfeiern begangen worden waren“.
Da habe es der heutige moderne Kirchenbau der 70er Jahre des Architekten Schulze-Herringen nicht leicht gehabt, erinnerte der Regionalbischof an spöttische Zeilen, mit denen der Neubau seinerzeit beschrieben wurde. Dissens gab es vor allem um den als Stilbruch empfundenen Einbau der aus der alten Kapelle übernommenen Elemente: Schnitzaltar und Kanzel. „Vor der dem Eingang gegenüberliegenden Wand ist der alte Schnitzaltar aufgestellt, dessen Gestalten mich grüßten, als ob sie Heimweh hätten nach ihrer alten Behausung. Überhaupt ist es meines Erachtens eine Stilwidrigkeit, die alten Stücke der abgebrochenen Kapelle in diesen hochmodernen Bau zu stellen“, so die damals formulierten Vorbehalte. Friedrich Selter greift sie auf. „Diese Empfindungen sagen etwas aus über das damalige Bild von Kirche, die als Raum mit sakraler Ausstrahlung und ausschließlich für Gottesdienst und Andachten gebaut und gedacht wurde. So ein Raum ist die Dreifaltigkeitskirche nicht“, betont er. „Sie gibt in ihrer Schlichtheit wenig vor und lässt dadurch viel Raum für sehr verschiedene Erfahrungen. Sie ist offen für unterschiedliche Nutzungen und die Weite der Gedanken. Sie ist in ihrer Architektur radikal geerdet und verweist zugleich, indem hier Gottesdienste gefeiert werden, weit über sich und unsere Welt hinaus.“
Gerade die alten Prinzipalstücke an diesem Ort empfinde er als gelungen, geradezu wegweisend, so der Regionalbischof. „Heute sind wir es viel stärker gewohnt, Gegensätzlichkeiten zusammenzudenken, wir empfinden den spannungsreichen Kontrast unterschiedlicher Genres als anregend. Der Raum wird gerade mit diesen stilistischen Spannungen anschlussfähig an unsere Zeit und Lebenswirklichkeit, die doch von so vielen Gegensätzen geprägt ist. Darüber hinaus ist die Überführung der alten Prinzipalstücke eine charmante Verbeugung vor der Geschichte der alten Kapelle und der biographischen Verbindungen vieler Menschen zu diesem Altar und dieser Kanzel“.
Die Kirchengemeinden in unserer Region merken es gerade doppelt. Zum einen verzeichnen sie aufgrund der Corona-Pandemie teilweise große Rückgänge bei den Gottesdienstbesuchern, zum anderen wird sich die Energiekrise auch nicht gerade positiv auf den Gottesdienstbesuch auswirken. Zu unserer evangelischen Kirchenregion Bassum gehören neben der Kirchengemeinde Bassum mit der Dreifaltigkeitskirche in Neubruchhausen auch die Kirchengemeinden Nordwohlde und Sudwalde. Die drei Gemeinden arbeiten bereits in vielen Bereichen zusammen und haben sich jetzt auch in der Energiekrise auf einen fast einheitlichen Weg geeinigt. Die Vorbereitungen zwischen den Kirchenvorständen und dem Pfarramt laufen bereits seit Sommer.
In der Stiftskirche Bassum werden nur noch bis einschließlich Silvester Gottesdienste gefeiert. Die Innentemperatur liegt derzeit noch bei 15 Grad. „Da nicht mehr geheizt wird, wird die Temperatur langsam zurückgehen. Eine Ausnahme bilden die noch geplanten Konzerte wo wir die Kirche auf 16 Grad heizen. Das ist für die Musiker notwendig“, erklärt Knut Laemmerhirt, Vorsitzender des Bassumer Kirchenvorstands. Die gleiche Regelung gelte für die Kirche Neubruchhausen.
In Nordwohlde finden die Gottesdienste bereits seit dem Erntedanktag im Haus der Gemeinde statt. Zu besonderen Anlässen wird hier auch unter freiem Himmel gefeiert.
In Sudwalde wird die Kirche noch bis zum 31. Dezember für Gottesdienste genutzt. Ab Januar finden diese dann im Gemeindehaus statt.
Eine Neuerung wird es in der Kirchenregion Bassum ab Januar geben. Dann findet bis mindestens Ende Februar die Winterkirche statt. Dies bedeutet, dass sonntags nur in einem Gemeindehaus in der Region ein Gottesdienst angeboten wird. Nur wenn Neubruchhausen an der Reihe ist wird der Gottesdienst auch in der Kirche gefeiert, da es kein Gemeindehaus gibt.
„Wir müssen Erfahrungen machen mit diesen neuen Regelungen und hoffen sehr auf das Verständnis der Gottesdienstbesucher“, so Laemmerhirt. Text: Thorsten Runge
Kaffee und Kuchen gab es kürzlich im Saal unseres Gemeindehauses. Da im benachbarten Stift Führungen im Rahmen der Wiedereröffnung durchgeführt wurden, bot unsere Kirchengemeinde eine Cafeteria an. 265 Euro wurden an einem Nachmittag eingenommen. Das Geld übergaben die beiden Kirchenvorsteherinnen Ina Rapelovski und Sigrid Holtz an Anders Niedenführ, Vorsitzender der Bassumer Tafel, übergeben. Von dem Geld sollen Lebensmittel eingekauft werden, die derzeit in der Tafel knapp sind.
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